TL;DR

  • Europäische Legenden und Sagen deuteten lange vor 1492 auf Länder im Westen hin.
  • Wikinger, baskische, Bristol- und portugiesische Seefahrer könnten Nordamerika vor Kolumbus erreicht haben.
  • Templer- und Henry-Sinclair-Mythen weisen auf geheime mittelalterliche Reisen hin.
  • Die Bank- und Gelehrtennetzwerke der Medici positionierten sie, um Hinweise auf eine Neue Welt zu hören oder zu erwerben.
  • Zwei neue Theorien schlagen versteckte portugiesische Karten oder wiederentdeckte antike Karten als Quellen der Medici-Intelligenz vor.

Frühe Hinweise und Legenden von Ländern im Westen#

Lange vor Kolumbus kursierten Mythen und Berichte über westliche Länder in Europa.

Norse-Wikinger-Entdeckungen: Um 1000 n. Chr. erreichten norwegische Entdecker “Vinland” und siedelten in Neufundland. Das Wissen überlebte in Sagas wie der Grœnlendinga Saga1. Ein Mailänder Mönch, Galvaneus Flamma, schrieb 1345 von einem Land namens Marckalada westlich von Grönland—wahrscheinlich das norwegische “Markland”2.

Irische und andere mittelalterliche Legenden: Legenden wie St. Brendan und Prinz Madoc sprachen von westlichen Inseln. Mittelalterliche Karten zeigten sogar Phantominseln wie Hy-Brasil, die mehrere Tage westlich von Europa segelbar waren3.

Iberische Reisen und die “Insel Brasil”: Ende des 15. Jahrhunderts suchten Entdecker aus Bristol nach Brasil, und ein Brief aus Bristol von 1497 behauptete, John Cabot habe Neufundland “bereits entdeckt… von den Männern aus Bristol” gefunden4. Italienische Banker finanzierten Cabots Reise von 1496 “um das neue Land zu finden”5. Geschichten von Schiffbrüchigen (z.B. Alonso Sánchez) erzählten von Piloten, die Karten von seltsamen westlichen Küsten für Kolumbus zeichneten6.


Baskische Fischer und andere präkolumbische Seefahrer#

Baskische Kabeljaufischer: Bereits im frühen 16. Jahrhundert befuhren baskische Fischer die reichen Kabeljaugründe Neufundlands. Ein Bericht von Étienne Cleirac aus dem Jahr 1647 behauptete, Basken hätten Nordamerika ein Jahrhundert vor Kolumbus entdeckt und ihm einen Piloten zur Verfügung gestellt7. Moderne Wissenschaftler finden keinen direkten Beweis, aber die Geschichte spiegelt die Geheimhaltung der mittelalterlichen Fischereiindustrie wider.

Andere Behauptungen präkolumbischer Seefahrer: Portugiesische Seefahrer wie João Vaz Corte-Real in den 1470er Jahren und angebliche dänische Expeditionen von Pining und Pothorst (1473–1476) sollen Nordamerika erreicht haben, obwohl die Beweise spekulativ bleiben8.

Afrikanische Seefahrer: 1324 berichtete Malis Mansa Musa von einer Atlantikexpedition seines Vorgängers; ein zurückkehrendes Schiff beschrieb starke westliche Strömungen, und die nächste Flotte verschwand bei einem erneuten Versuch9.


Tempelritter, Henry Sinclair und andere geheime Entdecker#

Henry Sinclair (1398): Die Zeno-Narrative und Schnitzereien in der Rosslyn Chapel (maisähnliche Muster) nähren Spekulationen, dass Sinclair Nova Scotia ein Jahrhundert vor Kolumbus erreichte10. Mainstream-Historiker verwerfen diese Geschichten weitgehend als Erfindungen.

Templer-Schatz und geheime Karten: Randtheorien schlagen vor, dass überlebende Templer mit geheimen Karten davongesegelt sind. Kolumbus’ rote Kreuzsegel spiegeln Templersymbolik wider, und einige behaupten, portugiesische Navigatoren hätten Karten geerbt, die Amerika zeigten (z.B. Andrea Biancos Karte von 1448 mit “Antillia”)11.


Die Rolle der Medici-Familie und mögliches Wissen#

Die Filialen der Medici-Bank in ganz Europa boten ein globales Informationsnetzwerk12. Amerigo Vespucci, als Medici-Agent in Sevilla, beschrieb Amerika als “Neue Welt” in einem Brief von 1503 an Lorenzo de’ Medici13. Kolumbus’ Korrespondenz mit dem florentinischen Gelehrten Paolo Toscanelli—ermutigt von Medici-Intellektuellen—legte das konzeptionelle Fundament14.

Die Verbindungen der Medici zu iberischen Höfen und ihr Ruf, seltene Karten zu sammeln, deuten darauf hin, dass sie leise Hinweise auf westliche Länder erworben haben könnten, von geheimen Pilotenberichten bis zu verdeckten Portolankarten.


Zwei neue Theorien: Lücken füllen#

Theorie 1: Geheime portugiesisch-portolanische Theorie Portugal bewachte eifersüchtig atlantische Entdeckungen. Eine von einem Sturm getriebene portugiesische Karavelle könnte Teile Nordamerikas vor 1492 gesichtet haben. Heimliche Portolankarten, die vom Christusorden gehalten wurden, könnten von Medici-Agenten in Lissabon erlangt und dann diskret an Kolumbus oder Toscanelli weitergegeben worden sein.

Theorie 2: Antike Karte in der Tresortheorie Die Renaissance in Florenz entdeckte klassische Texte und Karten neu. Eine verlorene lateinische Übersetzung von Pytheas oder eine arabische Kopie von al-Idrisis Weltkarte könnte auf Inseln jenseits des Atlantiks hingewiesen haben. Ein Medici-Gelehrter könnte diese Hinweise zusammengefügt haben, um Lorenzo de’ Medici zu überzeugen, westliche Erkundungen zu unterstützen.


Abwägen der Spekulationen#

  • Am glaubwürdigsten: Nordische Sagas und Bristol-Expeditionen.
  • Mäßig plausibel: Baskische Pilotenlegenden und Geschichten von Schiffbrüchigen.
  • Am wenigsten glaubwürdig: Templer/Sinclair-Mythen und Behauptungen über antike chinesische Karten.

Die Medici besaßen wahrscheinlich keinen Beweis vor 1492, aber sie operierten inmitten informierter Spekulationen. Gerüchte, Karten und wissenschaftliche Debatten machten eine Entdeckung der Neuen Welt zu einem kalkulierten Risiko—eines, das die Medici zu ergreifen bereit waren.


FAQ #

Q 1. Konnte das Wissen der Wikinger wirklich Italien erreichen? A. Ja: Mailänder Chroniken erwähnen Markland im Jahr 1345, was zeigt, dass norwegisches Wissen bis nach Südeuropa vorgedrungen war2.

Q 2. Haben die Medici Kolumbus direkt finanziert? A. Es gibt keine direkten Beweise, aber von den Medici unterstützte Gelehrte wie Toscanelli prägten Kolumbus’ Ideen, und die Bank finanzierte verwandte Unternehmungen wie Cabots Reise.

Q 3. Sind die Schnitzereien in der Rosslyn Chapel definitiv Mais? A. Die Mais-Hypothese wird diskutiert; einige Experten sehen stattdessen Pflanzen der Alten Welt, was die Theorie von amerikanischen Pflanzen unbewiesen macht10.


Fußnoten#


Quellen#

  1. Kennedy, David. Early Voyages to America. Penguin, 2010.
  2. Fernández-Armesto, Felipe. Before Columbus. Oxford University Press, 1987.
  3. Zusammenfassung von Galvaneus Flamma’s Cronica universalis
  4. Wikipedia contributors. “Pre-Columbian trans-oceanic contact theories.” Wikipedia, The Free Encyclopedia.

  1. Grœnlendinga Saga (Greenland Saga) ↩︎

  2. Chiesa, Paolo. Marckalada: The First Mention of America in the Mediterranean Area (c. 1340). Terrae Incognitae (2021). ↩︎ ↩︎

  3. Hy-Brasil Phantominsel-Legenden. ↩︎

  4. Day, John. Brief an Ferdinand und Isabella (1497), zitiert in The Columbus Encyclopedia↩︎

  5. Guidi-Bruscoli, Francesco. “Bardi Bank and John Cabot.” Historical Research (2012). ↩︎

  6. Oviedo y Valdés, Gonzalo. General y natural historia de las Indias (1526). ↩︎

  7. Cleirac, Étienne. Us et Coustumes de la Mer (1647). ↩︎

  8. Pining & Pothorst Expeditionsansprüche (1473–1476), siehe präkolumbische Atlantikkontakttheorien. ↩︎

  9. al-Umari’s Bericht über Mansa Musas Reisen, zitiert in Arab Histories of Mali (14. Jh.). ↩︎

  10. Rosslyn Chapel Mais-Schnitzereien↩︎ ↩︎

  11. Bianco, Andrea. Portolankarten (1436, 1448) und “Antillia”-Referenzen. ↩︎

  12. Medici-Bankfilialen und Korrespondenz in ganz Europa. ↩︎

  13. Vespucci, Amerigo. Brief an Lorenzo de’ Medici (1503). ↩︎

  14. Toscanellis Briefe und Karte von 1474 an den portugiesischen Hof. ↩︎